4 Gedanken zu „Tag 3 – Kunst statt Vandalismus

  1. Ich finde es nach wie vor “bedenklich” das so genannte “Schmierereien” mit Vandalismus und Zerstörung gleichgesetzt werden.

    Die Gebäude der Uni gehören der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), eines der größten Unternehmen im Bereich Gebäudeverwaltung und -neubau in Österreich.Die Uni bezahlt überhöhte Mieten für Gebäude die ihr einmal gehörten. Fazit – Hier wird gut verdient!

    Fürchtet Euch vor weißen Wänden!
    Die weißen Wände sind bis zu den “Vandalenakten” völlig unbemerkt gewesen, waren jedem egal. Mit einer Attacke auf diese rücken sie in das Blickfeld und werden von selbsternannten Ordnungshütern beschützt. Das Argument, daß wir uns die Uni “leihen”, nach Erfüllung der Forderungen wieder zurückgeben so wie sie war (sauber und unbesprayt), müßte diskutiert werden, ist aber kein Konsens.

    Weiße Wände zeugen von Kontrolle und Gehorsam! Stimmlosigkeit!

    Dies ist kein Plädoyer für das sprayen während Protesten, sonder ein Plädoyer für die Anneignung von öffentlichen Flächen für die freie Meinungsäußerung, jederzeit und überall!

    Fürchtet euch vor Grafitti auf Leinwänden!

    Grafitti ist eine Ausdrucksform der Ausgegrenzten und Unterdrückten.
    Sprayer platzieren ihren Protest auf Architektur und geben sich und anderen mit ihren Botschaften eine Stimme. Die Aneignung von Grafitti und Bändigung in einem Rahmen und auf Leinwand, entreist diese Technik ihrem sozialen Kontext und fördert nicht Akzeptanz für Grafitti sondern leistet der Kriminalisierung vorschub. Grafitti auf Leinwänden werden in Gallerien betrachtet. Grafitti sind somit nichtmehr Zeugen von Gedanken, Kreativität und Leben, Botschaften für eine Allgemeinheit sondern werden zur veräußerbaren Ware.

    Gegen den Ordnungs- und Sauberkeitswahn! Für freie Meinungsäußerung! Gegen Grafitti auf Leinwänden! Für bunte Wände!

  2. @Phillip: Würd ich fast so unterschreiben. Graffiti muss sich öffentliche Flächen sichern, um sich genügend Platz zu verschaffen, den es verdient hat. Als Writer will ich aber jede nur denkbare Fläche für mich und meine Kunst nutzen und da gehören Leinwände dazu. Warum sollte ich auf ein Medium verzichten? Das würde mich doch nur einschränken. Das Argument mit der zusätzlichen Kriminalisierung durch Leinwände müsstest du näher begründen. Das Graffiti dadurch aus seinem ursprünglichen Kontext gerissen wird, mag teils stimmen. Allerdings würde ich dies teilweise auch als Fortschritt sehen, weil man sich als Künstler nicht immer begrenzen, sondern auch neue Wege bestreiten sollte.

  3. Leinwände kriminalisieren insofern, als dann die Akzeptanz für besprayte Wände sinkt und auf die Leinwand verwiesen wird.

    Wo du Kunst machst ist Deine Sache, doch möchte ich dir obiges Argument zu bedenken geben.
    Im Moya (Museum of Young Art) neben dem Burgtheater hängen etliche besprayte Leinwände und Kartons. Klar, so kann Bewußtsein für und auf die kriminalisierte Situation aufmerksam gemacht werden, aber im Zuge des Protestes ist es nicht notwendig einen „Weichspülerkurs“ zu fahren. Mit deinen skills würd ich mich schon an prominente Wände wagen!
    Meine Unterstützung hast du!
    lg

  4. Ich hoff, mein Kommentar hat nicht so geklungen, als hätte ich etwas mit der Entstehung der oben gezeigten Bilder zu tun! Ich weiß ja nicht woher Du meine skills kennst (ich hoff, mein Ruf ist mir voraus geeilt 🙂 aber zu optimistisch bin ich da nicht). Nicht, dass der Eindruck entsteht, ich wolle mich mit fremden Federn schmücken. Wo ich grad dabei bin: Das Hahn-Bild ist klasse, super Idee und einwandfreie Umsetzung!

    Ob Leinwände zu einer zusätzlichen Kriminalisierung beitragen, ist eine Streitfrage, die wohl nur sehr schwer zu beantworten ist. Ich hab beim „legalen“ Malen eher die Erfahrung gemacht, dass man viel mehr Verständnis für Graffiti als Kunstform gewinnen kann. Schlicht, weil man keine Probleme damit hat auch öffentlich zu seinen Werken stehen zu können und damit Passanten erklären kann um was es geht und so weiter. Natürlich hätte ich gern, dass die Bilder für sich selbst sprechen und anerkannt werden, aber das ist wohl in den seltesten Fällen zutreffend. Aber das ist meine persönliche Erfahrung. Gesellschaftlich gesehen kann dein Argument stimmen.

    Zum Punkt mit „im Zuge des Protestes ist es nicht notwendig einen ‚Weichspülerkurs‘ zu fahren“: Meinst Du damit den zur Zeit laufenden Protest an den Unis, oder den Protest, welchen Graffiti schon selbst in sich trägt? Ich habe es so interpretiert, dass der Protest an den Unis durch Graffiti sichtbar gemacht werden sollte. Liege ich da richtig? Im Sinne des basisdemokratischen Gedankens müsste man im Plenum entscheiden, ob der Protest in diese Richtung ausgeweitet werden sollte. Kannst ja eine AG gründen, die sich mit dieser Frage beschäftigt. Eigenmächtige Entscheidungen (wie den Protest an den Unis durch ungefragtes auftragen von Graffiti an Stellen, die nicht offiziell dafür zur Verfügung gestellt worden sind) würde ich den bisherigen Leistungen der Bewegung durch die basisdemokratische Vorgehensweise gegenüber, als ungerecht empfinden.

    „Illegales“ Graffiti als Medium dieses Protests halte ich für ein sehr sensibles Thema, da die Gefahr besteht, dass dadurch der Bewegung mehr geschadet wird als geholfen.-Leider! Ich weiß, dass hört sich jetzt erst recht nach einem Weichspülerkurs an, aber mit gutem Gewissen könnte ich das nicht machen.

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