Am Montag Abend, den 26.10. fand sich im Audimax der Uni Wien prominentes Publikum ein. Neben Klaus Werner-Lobo – Buchautor und freier Journalist – und Robert Menasse – Schriftsteller – saß auch Isolde Charim – Publizistin und Lehrbeauftragte der Uni Wien – auf dem Podium.
Gleich zu Anfang gratulierte Charim den Studenten zu ihrem Sieg, den sie ganz gleich wie der Verlauf des Protests sich entwickelt schon als solchen bezeichnet. Dabei betonte sie, wie wichtig gerade diese Durchbrechung sei, da dadurch wieder ein Freiraum geschaffen wird, in dem sich politische Subjekte unabhängig von der Regierung einbringen können.
Werner- Lobo erklärte sich gleich anfangs als Fan der Live-Stream-Übertragung, durch welche er die letzten Diskussionen und Plena immer mitverfolgen konnte. Besonders lobte er das hohe Niveau der Diskussionen und den Umgang mit Migrations- und Genderfragen. Sein Begleiter war übrigens ein gerupfter Hahn. Die Beteiligung tausender Studenten, die um öffentliche Bildung und weiter auch um öffentlichen Raum kämpfen ist in seinen Augen ein revolutionärer demokratischer Akt.
Menasses Statement gleich zu Beginn – „super“! Er erklärte Bildung zur Glückssache, die immer mit der aktuellen Situation zu tun hat. Ihm selbst wäre Bildung in der freien Form, in der er sie genoss, wäre er zwei bis drei Jahre früher mit der Schule fertig geworden, nicht möglich gewesen. Da die Sozialdemokraten jedoch gerade zu diesem Zeitpunkt in die Regierung gewählt wurden und ihre Wahlversprechen auch tatsächlich einlösten, war ein freier Unizugang ohne Gebühren und Zugangsbeschränkungen möglich. Somit waren auch seine Eltern von Menasses Studium überzeugt, da „es ja nix kostet“. Darum ist gerade der Aspekt des freien Unizugangs für ihn besonders wichtig und er bekräftigte auch, dass er gerade dafür immer eintreten wird.
Das Problem mit dem freien Unizugang erwähnte er natürlich gleich im Anschluss, sei der erhöhte Zustrom und die damit verbundene Plätzeknappheit. Die Lösung dafür kostet wiederum Geld. In diesem Zusammenhang betonte Menasse besonders das Wirtschaftswachstum der letzten 25 Jahre. Der gesellschaftliche Reichtum nahm Jahr für Jahr zu, der Anteil des BIP für das Bildungswesen nahm jedoch stetig ab. Seine Frage lautet daher – „warum ist jetzt nicht mehr finanzierbar, was in den 70er Jahren noch möglich war?“. Der Prozess des Studiums ist seiner Meinung nach nur verbilligt und beschleunigt worden.
Ein weiterer Kritikpunkt füt Menasse ist die bildungsferne, politische Elite in der Regierung die seit 2000 die Struktur prägt. Diese könne Bildung und Ausbildung nicht auseinander halten.
Weiters wies er darauf hin, dass man gerade hier in dieser Bewegung die Zukunftsfähigkeit Österreichs sehen könnte, für die er den Protestierenden viel Kraft und Geduld wünschte.
Im Publikum war großes Interesse entstanden, was Ratschläge sogenannter „Veteranen“ mit ihrem Erfahrungsschatz betrifft. Charims Lehre aus den Studentenprotesten 1987 waren die zu weitgreifenden Vorhaben und unter anderem auch Solidarisierungen. Sie betonte, wie wichtig es sei, sich auf die konkreten, die Bildungspolitik betreffenden Forderungen zu konzentrieren und nicht zu viel auf einmal zu wollen. Weiters befand sie es als sehr wichtig, dass eine Miteinbeziehung der Schule stattfindet.
Werner-Lobo erlebte ebenfalls eine Studienzeit ohne Studiengebühren, keine Telefongrundgebühr, Freifahrt mit den Öffis, ja sogar regelmäßig gratis Heimfahren zum Wäschewaschen bei Muttern war möglich, und mit dem Studieren ließ er sich vorallem: Zeit. Eine überaus wichtige Zeit für soziale Vernetzung, Meinungsbildung unter anderem die Proteste in Hainburg und Zwentendorf, die ihn in erster Linie politisiert und zu einem kritischen, politsisch denkendem Menschen gemacht haben.
Eine Idee, über die sich wahrscheinlich alle an der Diskussion beteiligten einig sind ist: Studieren muss auch eine Herzensbildung sein!
Mo., 26.10. AudiMax