Erfahrungeberichte Audimax, Tag 3

_Uni brennt? – Uni Lebt!_

Leider war ich nicht dabei, als das Motto Unibrennt entstand. Aber als ich heute durch den Gang Richtung Audimax ging, war sichtbar: Die Uni lebt!

Überall auf den Gängen stehen Leute und unterhalten sich darüber, was als nächstes zu tun ist, oder welche Position man zur einen oder anderen Frage einnimmt. Andere diskutieren den Zusammenhang zwischen Kapitalismus und Bachelorsystem. Wieder andere suchen verzweifelt Person XY mit der sie noch etwas für das nächste Plenum besprechen müssen. Und wer dafür grad keine Zeit oder darauf keine Lust hat, plauscht auch mal über private Dinge. Schließlich trifft mensch ja auch genug Bekannte aus anderen Studienrichtungen, vereint im Kampf für eine bessere Bildung.

Und dass nicht alles im Leben den Zwängen des Neoliberalismus unterworfen ist beweisen die Workshops. Wer was kann oder weiß, bietet in Workshops an, das Wissen an Interessierte weiter zu geben. Die Volksküche versorgt die Studierenden mit leckerem Essen, das zum Teil über Sachspenden aufgetrieben wird, und zum Teil über Geldspenden gekauft wurde. Zubereitet von einer Schar Freiwilliger.

Dann kommt das nächste Plenum. Die große Menge geht zurück in’s Audimax erfährt von den neuesten Entwicklungen aus Arbeitsgruppen und Co. Positionen werden diskutiert, Beschlüsse gefasst und Arbeitsgruppen werden eingerichtet. Es geht um Fragen: Wie lange werden wir hier bleiben, wie erreichen wir mit unserem Anliegen die Öffentlichkeit? Aber vor allem auch: Was genau sind denn unsere Anliegen? Was zunächst dumm klingt, einen groß angelegten Protest mit Besetzung des Audimax zu veranstalten, ohne klare Ziele formuliert zu haben, ist leicht verständlich: Aus vielen Studienrichtungen, mit vielen Problemen (Zugangsbeschränkungen, überlaufen, Anmeldesysteme, Bachelorsystem, …) kommen die Studierenden. Diese Probleme gilt es zu sammeln, Antworten darauf zu finden, und dafür eine Mehrheit zu gewinnen. Hier passiert ein demokratischer Prozess. Hier wird Demokratie gelernt und angewendet. Die Stimmung ist toll. Die Uni lebt!

Harter Kampf um die Musik

Die Arbeitsgruppe Abendgestaltung hatte alle Hände voll zu tun. Viele Nachtschwärmer dachten, dass der Audimax wieder zur Mega-Party mutieren sollte und versuchten teilweise aggressiv sich am Mischpult und Mikrofon durchzusetzen. Mit viel Energie und Debatten war es aber möglich eine annähernd ruhigen Nacht zu durchwachen.

Nacht 3 im Audimax

Nach den Erfahrungen der letzten beiden Nächte beschloss das Plenum der Besetzer*innen für die nun dritte Nacht Strukturen zu schaffen, die die Bewegung stützen anstatt sie zu untergraben. (In den vorherigen Nächten wurden ausschweifende Parties gefeiert).

Nach einer Filmvorführung spielten verschiedene Musiker für die Allgemeinheit. Mundharmonika und Gitarre wurden stets nach ein paar Liedern von selbst weitergegeben. Anschließend sorgte gemütliche Musik „aus der Dose“ für Unterhaltung. In den Bankreihen des Hörsaales wurde getanzt, gefeiert und auch ausgiebig diskutiert.

Trotzdem gab es auch heute Eskalationen: Zwei Schlägereien, die aufbrausten, konnten aber zum Glück durch schnelles Eingreifen und Solidarität der Umstehenden sofort de-eskaliert werden. Auch Müll drohte kurzfristig wieder zum Problem zu werden – mitdenkende, engagierte Menschen fanden jedoch schnell Besen, Müllsäcke und Wischlappen und reinigten den Saal. „Auf unseren Freiraum, den wir geschaffen haben, müssen wir achten“, heißt es.

Die Vokü lieferte mit Verpflegung die Grundlage zum Durchhalten, die Köpfe in den Arbeitsgruppen rauchten, die Stimmung im Audimax war gut. Eine Nacht die uns zeigt, dass wir uns im Griff haben. Und auch eine Nacht, die uns zeigt, dass wir auf unsere gemeinsamen Ziele im Auge haben.

Stichproben

Ein Kerl in rotem ärmellosen T-Shirt schnappt sich einen leeren Müllsack, um ihn zusammen zu wickeln und als Stirnband zu verwenden. Dabei tanzt er auf den Tischen des Hörsaals zur Musik. Minuten später springt er vom Tisch, knotet den Müllsack wieder los und beginnt allen Müll um ihn herum aufzusammeln.

Ein Spaziergang um 4 Uhr nachts durch die Gänge rund um den Audi-Max: auf dem Boden sitzen Gruppen, an den Wänden lehnen Menschen und überall sind Wortfetzen zu vernehmen: „…wichtig, dass wir morgen…“, …“wie stehts mit der TU-Wien…“, „…ja, aber die Voraussetzungsketten in unserem Studium…“. Die Leute sind auch spät Nachts bei Bier und Musik beim Thema.

In der Vokü wird eifrig bereits gebrauchtes Einweg-Plastikgeschirr gesammelt um es – ausgewaschen – zu Mehrweggeschirr zu erklären. Die Verfügbarkeit für Fahrzeuge und Kleinbussen werden geklärt, um weiterhin genug Lebensmittel für alle hier Arbeitenden zur Verfügung zu stellen.

2 Gedanken zu „Erfahrungeberichte Audimax, Tag 3

  1. Macht weiter so, bekämpft diesen Unsinn. Haltet durch, lasst euch nicht auf faule Kompromisse ein. Grüße aus Deutschland.

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