„Hauptsache ist, man tut was“ – Vortrag von Fritz Keller

Ein prominenter Protagonist von 1968 besuchte das besetzte Audimax: Der „rote Großvater“ Fritz Keller zeigte am 26. Oktober in seinemVortrag Parallelen zwischen den Missständen an den Universitäten damals und heute auf.

Elitarismus, festgefahrene Lehre und Sexismus an den Universitäten – ist da von den 50er und 60er Jahren oder doch von heute die Rede? Fritz Keller, Historiker, Publizist und Gewerkschafter sowie zentrale Figur der 68er-Bewegung in Österreich, sprach primär über die Missstände seiner Generation, die letztlich zu Aktionen wie der „Uni-Ferkelei“ geführt haben.

In seinem Vortrag im besetzten Audimax erkannte er jedoch klare Parallelen zwischen damals und heute: Gerade in den letzten Jahren sei ein klarer „roll-back“, also ein Rückfall, festzustellen: Der neoliberale Zeitgeist bewirke sowohl in der Bildung als auch in der Gesellschaft insgesamt einen neuen Elitarismus. Nichts Neues sind für Keller auch die teils hämischen Kommentare von den Stammtischen: Dort würde man zwar das große Wort führen und vom Aufbegehren reden, sei aber selbst zu feig dazu. Das Paradoxe daran: Anstatt sich mit den StudentInnen zu solidarisieren, die es wagen, ihren Unmut zu zeigen, würden diese verhöhnt.

Das Publikum brachte sich erneut aktiv in den Vortrag ein. Ein solidarischer Arbeiter erklärte, dass die StudentInnen selbstverständlich nicht alleine mit ihren Forderungen seien: „Auch wir Arbeiter haben ein Interesse daran, dass es möglichst viele gescheite Leute in der Gesellschaft gibt.“

Auf die Frage eines Kollegen, was man nun konkret von 1968 lernen könne, um sich durchzusetzen, musste Keller die Hoffnungen aber etwas dämpfen: „Ich weiß es leider nicht“ – es gebe eben keine Patentrezepte.
Umso begeisterter schlossen sich der Vortragende und der ganze Saal aber der resümierenden Publikumsmeldung an: „Es ist in erster Linie gar nicht so wichtig zu siegen, die Hauptsache ist, dass man etwas tut!“